Schon lange gibt es den Streit zwischen Vertretern der wissenschaftlichen Theorie der Evolution und den Anhängern eines Schöpfers, der das ganze Universum und auch den Menschen geschaffen haben soll. Die neueste Inkarnation dieses Schöpferglaubens nennt sich Kreationismus bzw. Intelligent Design und will ihm einen wissenschaftlichen Anstrich geben. Ich will hier nicht auf diesen Streit eingehen, denn für mich scheint die Sache eindeutig zu Gunsten der Evolution geklärt zu sein.
Ich möchte hier lediglich auf Parallelen zwischen freiem Markt und Staat hinweisen. Der Markt entspricht der Evolution: Zufall und Notwendigkeit. Das mir am besten vertraute Beispiel wie der Markt funktioniert ist die Entwicklung der Computerei. Sie ist nicht zentral geplant, sondern die Marktteilnehmer haben uns über die Jahre tolle Produkte beschert, die uns das Leben erleichtern (sollen) und das vorläufige Wissen der Menschheit uns allen zugänglich machen. Auch hier gilt: “Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich”.
Nun gibt es noch diese alte Technologie, die sich Staat nennt. Sie will mittels Experten, für alle zwingend, Lösungen zu gesellschaftlichen Problemen implementieren und meint, dass in einem freien Markt solche Lösungen nicht möglich seien, da nach seiner Einschätzung die Menschen aufgrund der “menschlichen Natur” nicht freiwillig zur Lösung gesellschaftlicher Probleme hinarbeiten würden.
Der Staat meint, er wäre der richtige und einzige Organisator für Dinge wie Müllabfuhr, Altersvorsorge, Gesundheit, Asylwesen und Autobahnbau. Er will den Tabak- und Alkoholkonsum reglementieren und besteuern. Bei anderen Drogen kennt er kein Pardon, sondern verbietet kurzerhand den Anbau, Handel und Konsum einer Pflanze wie Cannabis.
Da viele Menschen Staat und Gesellschaft verwechseln, meinen sie, dass beim Wegfall des Zwangssystems Staat, die Gesellschaft, also die freiwillige Interaktion der Bürger, auseinanderfallen würde. Eine ähnliche Argumentation findet sich bei Religiösen, die behaupten, wenn der Glaube an Gott verschwinden würde, würden die Menschen raubend und mordend übereinander herfallen und das blanke Chaos ausbrechen würde. Bei dieser Gelegenheit wird dann auch gerne, statt dem Begriff Chaos, der Begriff Anarchie verwendet.
Nur wissen wir, Wikipedia sei Dank, dass Anarchie nicht mit Chaos gleichzusetzen ist. Anarchie bezeichnet einen Zustand der Abwesenheit von Herrschaft. Auf englisch gib es die schöne Umschreibung “Anarchy: Rules but no rulers”, auf deutsch “Anarchie: Regeln, aber keine Herrscher”.
Es ist sicher kein Zufall, dass die “Herrschenden” den Begriff Anarchie gerne mit Chaos gleichsetzen und so ihre Herrschaft legitimieren wollen, denn wer möchte schon im Chaos leben?
In Michael Endes Kinderbuch “Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer” gibt es die Figur des Scheinriesen. Von weitem her scheint der Staat ein Riese zu sein, den man fürchten muss, je näher dieser Riese einem aber kommt (und man ihn daher genauer betrachten kann), umso kleiner wird er.
Der Staat wird sich nicht selbst freiwillig abschaffen, aber wir können ihn vorerst in unserem Kopf verkleinern und schlussendlich wird er den Weg der Dinosaurier innerhalb der Evolution gehen.