Es gibt die Meinung, dass die Kirche ein Vorläufer des Staates ist. Der Staat ist die säkulare Version der Kirche. Die Staatsgläubigkeit ist in der westlichen Welt vermutlich die am meisten verbreitete Religion mit Priestern, Ritualen, Sünden und anderen Gemeinsamkeiten.
Somit ist die Forderung der Trennung von Kirche und Staat eigentlich ein falsche Forderung. Viel eher wäre eine Trennung von Staat und Bürger nötig. Der Staat müsste wie das Christentum als Verein betrachtet werden, dessen Mitgliedschaft freiwillig ist.
Jedermann dürfte Mitglied in diesem Verein sein, aber niemand zu einer Mitgliedschaft gezwungen werden. Als Privatperson kann ich entscheiden, ob ich die Kirche unterstützen will. Es bleibt bei der Kirche natürlich der Makel, dass in den meisten Kantonen in der Schweiz Firmen zu Mitgliederbeiträgen gezwungen werden und der Staat das Inkasso für die Kirchen übernimmt.
Da haben die sogenannten Freikirchen schon einen Sympathiebonus: sie beharren nicht auf staatlich eingetriebene Zwangsgebühren, sondern halten die Freiwilligkeit hoch.
Natürlich glauben auch sie aus Sicht von Nichtgläubigen wie Atheisten an „wirres Zeug“ wie den Opfertod von Jesus für die Menschheit und an eine angebliche Auferstehung von den Toten als ob die Naturgesetze für Jesus nicht anwendbar wären.
Jeder darf natürlich glauben was er will, solange er diesen Glauben nicht verbindlich für andere macht.
Gemäss ihrem Glauben sollen Muslime kein Schweinefleisch essen, keinen Alkohol trinken und keine Karikaturen von Mohammed zeichnen. Alles schön und gut, solange diese Forderungen nicht auf Nicht-Muslime ausgeweitet werden.
Für Nicht-Muslime hat das Zeichnen von Mohammed-Karikaturen sicher nicht erste Priorität, aber es soll im Sinne von Aufklärung und Infragestellen durchaus möglich sein, solche Karikaturen zu zeichnen und zu verbreiten ohne dass befürchtet werden muss, Opfer von Anschlägen zu werden.
Es gibt den Satz: „Frage Dich wer oder was Du nicht in Frage stellen darfst und Du weisst, wer oder was Dich beherrscht.“
Oder H.L. Mencken: “Wir müssen die Religion des anderen respektieren, aber nur in dem Sinn und dem Umfang, wie wir auch seine Theorie respektieren, wonach seine Frau hübsch und seine Kinder klug sind.”
Wir alle haben vermutlich unsere Götter und Helden nach denen wir uns ausrichten. Vielen Menschen ist es nicht genug, dass dieses eine Leben, das uns von unseren Eltern ermöglicht wurde mit dem Tod endet und sie finden Trost in der Vorstellung, dass es nachher noch etwas gibt. Die uns bekannten Fakten sprechen leider nicht für diese These und es mag für viele eine schreckliche Vorstellung sein, dass uns nur dieses eine Leben geschenkt ist.
Die Kunst liegt vermutlich darin, uns Götter zu schaffen, die mit anderen Vorstellungen kompatibel sind, sodass wir uns nicht gegenseitig in unserer Existenz bedrohen.
Einer meine Götter ist das Nichtagressionsprinzip, welches es mir verbietet, Gewalt zu initiieren oder anzudrohen. Dieses Prinzip ist mit allem kompatibel und kennt man schon seit Konfuzius: „Was Du nicht willst, was man Dir tut, das füg’ auch keinem anderen zu.“ (Masochisten dürften da vielleicht ausgenommen sein.)
Ich würde sogar behaupten, dass dieses Prinzip genetisch verankert ist und somit keine theologische Begründung benötigt.
Daraus folgt auch das Prinzip der Freiwilligkeit. Es soll niemand durch andere Menschen zu Dingen gezwungen werden. Nicht gemeint sind natürlich biologische und physikalische Zwänge, die wir als Lebewesen nicht ignorieren können. So muss ich mich ernähren, wenn ich am Leben bleiben will und auch die Gravitations-„Theorie“ kann ich nur in meiner Fantasie ignorieren.