James Corbett
Nein, ich will keine besseren Wahlen. Ich will das System nicht „aufräumen“. Ich will nicht „der Politik den Geldhahn zudrehen“, „sicherstellen, dass jede Stimme gezählt wird“ und „den Sumpf trockenlegen“, damit es ein „Make America [oder sonstwas] Great Again“ gibt.
Der Staat ist nichts Wohlwollendes, auch wenn das die meisten gehirngewaschenen Etatisten glauben. Er ist nicht einmal ein neutrales Werkzeug, das zum Guten oder zum Schlechten eingesetzt werden kann, wie es diejenigen glauben, die sich für Pragmatiker halten. Der Staat ist Gewalt. Er ist Macht. Er ist Aggression. Er besteht aus Menschen, die glauben, dass das, was für jeden Einzelnen falsch ist, vollkommen in Ordnung ist, wenn ein Vertreter des Staates es tut.
Wenn ich stehle, ist es Diebstahl. Wenn der Staat stiehlt, ist es Besteuerung. Wenn ich töte, ist es Mord. Wenn der Staat tötet, ist es Kriegsführung. Wenn ich jemanden zwinge, unfreiwillig für mich zu arbeiten, dann ist das Sklaverei. Wenn der Staat das tut, ist es Wehrpflicht. Wenn ich jemanden gegen seinen Willen gefangen halte, ist das Freiheitsberaubung. Wenn der Staat es tut, ist es Strafvollzug. In der Sache gibt es keine Unterschiede, nur in den Bezeichnungen.
Was uns an den Staat bindet, ist der Glaube, dass für alles, was den politischen Prozess durchlaufen hat, eine grundlegend andere Moral gilt. „Oh, mehr als 50 Prozent der Bevölkerung hat für Zwangsimpfungen gestimmt? Dann müssen wir wohl gehorchen.“ Wenn du diesen Satz kurios findest, wie wäre es, wenn das Abstimmungsergebnis weniger als 100 Prozent Zustimmung erreicht? Würde das etwas daran ändern, dass Widerstand dagegen moralisch ist? Wie wäre es, wenn Zwangsimpfungen in der Verfassung vorgeschrieben wären? Wärst du dann aus moralischen Gründen gezwungen, zu gehorchen?
Verwandelt die Wahlurne Unethisches in Ethisches? Nein, natürlich nicht. Aber sie macht jeden, der seine Stimme abgibt, zu einem Teil des Verfahrens, der die Morde und die Gewalt legitimiert, die die Staatsangestellten begehen bzw. ausüben.
Nein, ich bin kein Prozessoptimierer für den Staat. Ich will ihm nicht helfen, seine Aufgabe zu erfüllen, friedlichen Menschen Aggression und Gewalt anzutun. Ich möchte, dass der Staat untergeht, und zwar nicht durch Gewalt oder Blutvergießen, sondern indem ich in der Öffentlichkeit den mystischen Aberglauben von ihm nehme, der die Menschen glauben lässt, dass die „Regierung“ etwas anderes ist als eine Bande von Schlägern mit einem freundlichen Erscheinungsbild.
An diesem Punkt stoße ich – nach meiner Erfahrung als Vermittler von voluntaristischen Ideen – bei „normalen“ Menschen gegen eine Mauer des Unverständnisses. Sie ticken regelrecht aus und bestehen schäumend vor Wut darauf, dass „Wahlen stattfinden müssen“.
Als ob Abstimmungen, Wahlen, verantwortungsvolle Positionen und andere Dinge, die es im Etatismus gibt, in freiwilligen Vereinigungen nicht existieren könnten. Als ob die freiwillige Assoziation selbst ein so undurchsichtiges und verwirrendes Konzept wäre, dass niemand es auch nur annähernd verstehen könnte (geschweige denn, ein Buch1 oder zwei2 lesen würde, um zu sehen, ob einige seiner Fragen zu diesem Thema bereits beantwortet wurden).
Nein, es ist viel einfacher, zum bequemen politischen Schaukampf zurückzukehren. „Rot gegen Blau? Das verstehe ich!“
Das ist wirklich lächerlich. Denn die Wahrheit ist, dass es sich nicht um eine komplizierte Botschaft handelt. Sie ist eigentlich bemerkenswert einfach und hoffnungsvoll. Die Wahrheit ist, …
Es gibt nur eine Stimme, die zählt
Man könnte meinen, dass eine Kolumne wie diese nur dazu dienen soll, Untergangsstimmung zu verbreiten.
„Klar, James“, sagen die Etatisten in der Menge, zwirbeln ihre Schnurr- bärte und zeigen mit dem Finger auf den Aufkleber, den sie stolz auf ihrer Brust tragen und auf dem „Ich habe gewählt“ steht, „aber was ist deine Lösung? Rumsitzen und nicht wählen, wird nichts ändern!“
An dieser Stelle bin ich immer versucht zu sagen: „Warum nach einer Lösung fragen, wenn ich schon Dutzende davon angeboten habe?“3
Aber im Ernst, ich würde sagen: Du hast Recht. Nein, wirklich. Du hast Recht. Rumsitzen und nicht wählen, wird nichts ändern. Ja, auf jeden Fall, lasst uns wählen! …
… Aber (und du wusstest, dass ein „aber“ kommen würde) ich spreche nicht davon, bei irgendeiner verlogenen Wahl abzustimmen, um eine politische Marionette zum Präsidenten dieses geografisch abgegrenzten Ortes zu ernennen. Ich spreche von der einzigen Stimme, die zählt.
Hmmm … wenn ich doch nur wüsste, wie ich das Otto Normal erklären kann. Oh, warte! Ich weiß es …4
Der Rest von uns hat erkannt, dass das politische System selbst nur eine andere Form der Versklavung ist. Eine Versklavung, die umso heimtückischer ist, als sie von uns verlangt, dass wir uns in sie einkaufen. Alles, was wir tun müssen, ist alle vier Jahre einen Knopf zu drücken, einen Hebel zu betätigen oder einen Bildschirm zu berühren und schon sind wir von unserer moralischen Verantwortung entbunden.
Ironischerweise ist diese Erkenntnis an sich schon befreiend und rückt kristallklar in den Fokus, dass wir keine Rädchen in einer Maschine namens „Gesellschaft“ sind, die uns von einer nebulösen Instanz diktiert wird, die wir „die Regierung“ oder „die Behörden“ zu nennen gelernt haben. Wir sind freie Individuen, die frei mit den Menschen um uns herum interagieren und an die moralische Verpflichtung gebunden sind, keine Gewalt gegen andere anzuwenden oder ihnen gegen ihren Willen etwas wegzunehmen. Wir sind für unsere Handlungen und deren Folgen verantwortlich, sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Wir sind verantwortlich für das, was wir tun und nicht tun, um den Menschen in unserer Gemeinschaft zu helfen und diese Welt zu verbessern oder sie dem Verfall preiszugeben. Es gibt keinen politischen Messias, der vom Himmel herabsteigt, um uns zu sagen, was wir tun sollen, oder um uns vor den bösen Menschen zu schützen. Alles, was wir haben, sind wir selbst und unsere Entscheidungen.
Wir wählen jeden Tag, nicht bei irgendeiner bedeutungslosen Wahl, sondern, mit wem wir zusammenarbeiten wollen, wofür wir unser Geld ausgeben wollen, wofür wir unsere Zeit und Energie investieren wollen. Das ist die Essenz der Freiheit.
Für uns ist es schmerzlich, zu sehen, wie unsere Brüder und Schwestern vom Wahlkampfgetümmel mitgerissen werden. Wir betrachten das tragische Schauspiel nicht mit einem Gefühl von Hohn oder Spott, sondern mit Traurigkeit über diejenigen, die noch nicht aus ihrer geistigen Versklavung erwacht sind. Diese Traurigkeit wird jedoch durch Hoffnung gemildert: die Hoffnung, dass diese armen Wähler, die sich in die Wahlkabine begeben, um den Hebel zu betätigen, eines Tages erkennen werden, dass sie in Wirklichkeit nur wählen, welchem Sklavenhalter sie erlauben, ihnen die Ketten um den Hals zu legen.
Wunderbar. Ich hätte es selbst nicht besser sagen können.
—
1 An Agorist Primer von Samuel Edward Konkin III.
2 Chaos Theory von Robert P. Murphy, Ph.D.
3 „Solutions Watch“ bei CorbettReport.com.
4 The Last Word on Voting von James Corbett, 13. September 2012.
(Dieser Artikel stammt aus dem Buch «Voluntarismus».)