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«Die Ohnmacht bei Mobbing macht mich wütend»

Der Autor Giuseppe Gracia über sein neues Buch, seine Radiosendung und 28 Jahre Glück

Jede Woche stellen wir Ostschweizer Kulturschaffenden sieben Fragen und wollen wissen: Was macht sie wütend? Wann hassen sie ihren Beruf? Was machen sie in zehn Jahren? Heute mit dem St.Galler Autor Giuseppe Gracia, dessen neuer Roman «Auslöschung» am 1. Februar erscheint.

Christina Genova, Tagblatt.ch, 30.01.2024

Giuseppe Gracia ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.
Bild: Marius Eckert

Der St.Galler Autor Giuseppe Gracia hat bisher 15 Bücher geschrieben, darunter auch zwei Sachbücher. Sein neustes Buch «Auslöschung» erscheint am 1. Februar. Darin verarbeitet der 1967 geborene Sohn eines Sizilianers und einer Spanierin auch den Angriff der Hamas auf Israel. Gracias Protagonist wird als Journalist Zeuge eines blutigen Massakers islamistischer Terroristen. Unter deren Geiseln entdeckt er seine vor Jahren verstorbene Frau und kann Erinnerung und Realität nicht mehr unterscheiden.

Giuseppe Gracia scheut sich nicht, in seinen Büchern kontroverse Themen zu verarbeiten. Er machte darin seine Erfahrungen als Secondo ebenso zum Thema wie die Schattenseiten des Showgeschäfts oder die Coronapandemie.

Giuseppe Gracia ist nicht nur Schriftsteller, sondern arbeitet auch als Mediencoach und PR-Berater. Zwischen 2011 und 2019 war er Sprecher von Vitus Huonder, dem konservativen Bischof von Chur. Als Publizist schreibt für das Feuilleton der NZZ, «Focus online», «Welt» und andere Medien.

Wofür haben Sie in den letzten Monaten am meisten Zeit aufgewendet?

Giuseppe Gracia: Privat: für die Familie und Ausflüge mit dem Hund. Beruflich: für die Fertigstellung des Romans «Auslöschung» und meine Radiosendung «Menschenbilder» (bei «Kontrafunk»). Gastgeber einer Wochensendung zu sein ist spannend! Ich kann Menschen aus verschiedenen Welten treffen, für ein freies Gespräch ohne Drehbuch, ohne Agenda. Erstaunlich, wie sich die Leute öffnen, wie viel sie aus ihrem Leben zu bieten haben, wenn man ihnen genug Raum gibt!

Was hat Sie zuletzt wütend (oder traurig) gemacht?

Traurig sind schwere Krankheiten, das Sterben von Freunden und Bekannten. Das sind Wunden, die der Tod schlägt. Wütend haben mich deprimierende Schulerfahrungen unserer Tochter gemacht. Die Ohnmacht, die man beim Thema Mobbing hat. Schulwechsel, monatelange Schlafstörungen. Keine einfache Zeit.

Was hat Sie zuletzt glücklich gemacht?

Gemeinsame Zeit mit meiner Frau macht mich immer glücklich. Wir sind seit 28 Jahren zusammen, und ich möchte keinen Tag missen, es ist wie ein Wunder.

In welchen Momenten hassen Sie Ihren Beruf? Und warum sind Sie trotzdem dabeigeblieben?

Ich habe drei Berufe: Schriftsteller, Kommunikationsberater und Gastautor für die NZZ und andere Medien. Ich liebe Kommunikation in jeder Form. Ich kann nicht ohne, trotz der Schattenseiten. Bei der Literatur sind es die vielen Stunden der Einsamkeit, die damit verbunden sind. Bei der Kommunikationsberatung sind es die Momente, wenn Vorurteile und Gut-böse-Narrative die Öffentlichkeit dominieren, wenn die eigentlichen Anliegen der Menschen überlagert werden. Dann zu helfen, als Berater und Coach, ist sehr erfüllend.

Welches Buch würden Sie nie weggeben – und warum nicht?

Die Bibel. Eine unerschöpfliche Quelle für Geist, Seele und den Grossteil der Weltliteratur.

Bei welcher Musik bekommen Sie Hühnerhaut – und warum?

Bei der Filmmusik von Jerry Goldsmith und John Carpenter. Ich weiss nicht warum, aber diese Musik höre ich seit Jahrzehnten immer wieder, auch beim Schreiben, und es berührt etwas in mir, das Räume öffnet, auch in der Einsamkeit.

Website Giuseppe Gracia

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