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Was sind eigentlich Libertäre?

Von Christian Zulliger

Wir alle verfolgen gespannt den Wahlkampf in den USA. Jemand sticht aus den Kandidaten hervor: Ron Paul. Ein überaus charismatischer Mann, welcher schon seit vielen Jahren unaufhörlich für mehr Freiheit kämpft. Seine Unterstützer hier in der Schweiz gehören meist dem rechts-bürgerlichen und liberalen Lager an. Viele finden nun Gefallen an Rons Denkweise, ohne wirklich zu verstehen, wofür er einsteht. Ja, was ist denn dieser Libertarismus, was wollen „Libertäre“? Eine kleine Einführung:

Libertäre bekämpfen den Staat als Institution der Macht und des Zwangs. Etatismus widerspricht der menschlichen Natur, da er aus systematischer, monopolistischer Ausübung eines Zwangs besteht, der in allen Bereichen, wo er zu spüren ist, die Kreativität und die unternehmerische Koordination blockiert. Etatismus treibt darüber hinaus Verantwortungslosigkeit und moralische Korruption voran, versetzt menschliches Handeln in einen Zusammenhang der unausrottbaren Ignoranz und macht es unmöglich, die Kosten jeder staatlichen Handlung zu kennen.

Libertarismus ist die Ansicht, dass diese genannten Auswirkungen des Etatismus immer vorhanden sind, wann auch immer ein Staat existiert – selbst wenn jeder Versuch unternommen wird, seine Macht zu begrenzen. Dies ist zugleich auch die Abgrenzung zum klassischen Liberalismus. Libertäre sehen den klassischen Liberalismus als eine wissenschaftlich undurchführbare Utopie.

Libertäre sehen es als absolut notwendig, den „utopischen Liberalismus“ unserer Vorgänger zu überwinden, also den der Klassischen Liberalen, die sowohl naiv denken, der Staat könne beschränkt werden. Daher sollte heute für jeden Liberalen die oberste Priorität sein, den klassischen Liberalismus des 19. Jahrhunderts durch seine neue, wahrhaft wissenschaftliche und moderne Formulierung abzulösen, die man libertären Kapitalismus, oder einfach Anarchokapitalismus nennen kann. Es ergibt für die Liberalen keinen Sinn auch weiterhin die gleichen Dinge zu sagen, die sie vor 150 Jahren sagten, wenn Staaten bis weit ins 21. Jahrhundert und trotz des Falls der Berliner Mauer vor rund zwanzig Jahren nicht aufgehört haben zu wachsen und des Menschen individuelle Freiheiten in allen Bereichen antasten.

Libertarismus ist die reine Darstellung der spontanen Marktordnung, in der alle Leistungen – einschließlich der Definition von Recht, Gerechtigkeit und öffentlicher Ordnung – durch einen ausschließlich freiwilligen Prozess der sozialen Kooperation erbracht wird. In diesem System wachsen Effizienz und Fairness zugunsten der Lösung von Problemen, und alle Konflikte, Ineffizienzen und Fehlanpassungen, welche nur durch die Existenz eines Gewaltmonopols (Staat) verursacht werden, sind hier ausgerottet.

Darüber hinaus eliminiert dieses friedvolle System die verderblichen Anreize, die durch den Staat geschaffen werden und fördert im Gegensatz dazu die moralischen und verantwortbaren menschlichen Verhaltensweisen, während das Hervortreten eines Staates dies verhindert und stattdessen die systematische Anwendung von Gewalt und Ausbeutung bestimmter sozialer Gruppen durch andere legitimiert.

Libertarismus ist das einzige System, welches vollständig die freie, kreative Natur der Menschen und ihre Fähigkeit zur ständig zunehmenden moralischen Verhaltensweisen in einem Umfeld anerkennt, in dem per Definition sich niemand anmaßen kann, das Recht auf monopolistischen, systematischen Zwang auszuüben.

Libertäre gehen davon aus, dass die im 18. und 19. Jahrhundert von den alten klassischen Liberalen gegen das ancien régime angeführte Revolution heute seine natürliche Fortsetzung in der libertären Revolution des 21. Jahrhunderts findet. In den USA kann dies als Ron Paul-Revolution betrachtet werden, in Deutschland ist beispielsweise Frank Schäffler ein Anführer dieser Revolution.

Libertäre nehmen an, dass die alten Revolutionäre naiv waren und sich bei der Verfolgung eines unerreichbaren Ideals insofern irrten, dass sie annahmen, ein Minimalstaat müsse bestehen bleiben. Dieser Fehler öffnete während des zwanzigsten Jahrhunderts die Tür zu den schlimmsten etatistischen Tyranneien, die die Menschheit jemals kannte.

Das Ziel des Libertarismus ist deutlich revolutionär. Die Demontage des Staates und seine Ersetzung durch einen wettbewerbsorientierten Marktprozess, bei dem private Agenturen, Verbände und Organisationen in einem Netzwerk teilnehmen. Durch Demontage des Geldmonopols der Zentralbanken soll dem Menschen seine freie Natur zurückgegeben und dem Geldsozialismus ein Ende gesetzt werden.

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